Meet the Cluster Community: Theodoros Marinis
1. Warum forschst du zu Ungleichheit?
Mich interessiert Ungleichheit aus der Perspektive der Sprache und des kindlichen Spracherwerbs. Circa 7% der Kinder haben Sprachentwicklungsstörungen und eine Verzögerung in ihrer Sprachentwicklung. Diese angeborene Ungleichheit hat oft negative Konsequenzen für ihren Schulerfolg, und kann zu weiteren Ungleichheiten führen und ihr ganzes Leben beeinträchtigen. Eine andere Gruppe von Kindern, deren sprachliche Befähigung zu Ungleichheit führen kann, sind Kinder mit Migrationshintergrund, die die Schulsprache nicht gut beherrschen.
2. Um was geht es in deiner Arbeit?
Ich entwickle Experimente, um zu untersuchen, wie gut Kinder Sprache verstehen und produzieren, und welchen Beitrag der soziale Hintergrund der Familie, der sprachliche Input und die kognitiven Fähigkeiten der Kinder zur Sprachentwicklung leisten. Im letzten Jahr haben wir in meiner AG zusammen mit Kollegen an der Universität Köln und Universität Patras innerhalb eines DAAD-Projekts ein Experiment entwickelt, um die Beziehung zwischen Sprache und perspektivische Betrachtungsweise zu untersuchen. Jetzt sind wir dabei, Daten bei Kindern im Grundschulalter zu erheben. Wer Kinder im Alter zwischen 6 und 10 hat, die daran teilnahmen möchten, kann uns gerne kontaktieren!
3. Wie bist du hier gelandet?
Sprache kann ein Faktor für die Wahrnehmung von Ungleichheit bei Kindern und auch für ihre politische Partizipation sein. Im Projekt „Students' Perceptions of Inequality and Fairness (PerFair)“ messen wir unter anderem die sprachlichen Fähigkeiten der Kinder, um die Beziehung zwischen sprachliche Fähigkeiten, Ungleichheitswahrnehmung und politischer Partizipation zu untersuchen.
Als Mitglied des Clusters habe ich auch festgestellt, dass die sprachlichen Fähigkeiten der Befragten und die sprachliche Komplexität der Umfragen die Ergebnisse von vielen Projekten beeinflussen kann - wofür es in Projekten ohne Beteiligung aus der Linguistik nur selten ein Bewusstsein gibt. Deswegen ist es toll, dass der Cluster Ungleichheiten interdisziplinär erforscht.
4. Letztes Highlight?
Die Abschlusskonferenz meines Marie-Curie-Projekts „The Multilingual Mind“ zu organisieren und die tollen Ergebnisse der 15 Doktorand*innen zu sehen.
5. Traumforschungsprojekt?
Eine Langzeitstudie, die den relativen Beitrag von genetischen und umweltbedingten Faktoren beim Spracherwerb ermittelt.
Prof. Dr. Theodoros Marinis ist Professor am Fachbereich Linguistik der Universität Konstanz und PI im Clusterprojekt "Die Wahrnehmung von Ungleichheit und Fairness unter Schülerinnen und Schülern (PerFair)". Seine Forschungsinteressen umfassen den Spracherwerb und die Sprachverarbeitung sowie die Natur der Sprachverarbeitung in der typischen und atypischen Sprachentwicklung.