Meet the Cluster Community: Lisa Mende
1. Warum forschst du zu Ungleichheit?
Letztendlich aus einem sehr normativen Grund: Ich bin der Meinung, dass demokratische Gesellschaften Ungleichheiten soweit wie möglich minimieren müssen. Dafür müssen wir aber erstmal die verschiedenen Dimensionen von Ungleichheit verstehen: Herausfinden, warum sie existieren, und erforschen, mit welchen Werkzeugen wir Ungleichheit tatsächlich verringern können. Mich interessiert dabei vor allem ethnische Ungleichheit. Allerdings merke ich immer mehr, wie verschiedene Ungleichheitsdimensionen miteinander verknüpft sind, und dass ethnische Ungleichheit gemeinsam mit sozialer Ungleichheit erforscht werden muss.
2. Um was geht es in deiner Arbeit?
Ich forsche zu Verwaltungsungleichheit bei der Beantragung der deutschen Staatsbürgerschaft in Deutschland. Je nachdem, in welchem Landkreis man die beantragt, variiert nämlich die Wahrscheinlichkeit, ob man die bisherige Staatsbürgerschaft behalten darf. Warum das so ist, wollen wir in unserem Projekt genauer verstehen und erklären. In einem ersten Schritt versuche ich allerdings gemeinsam mit unserem Projektteam zu definieren, was Verwaltungsungleichheit überhaupt beinhaltet, und wie die Staatsangehörigkeitsbeantragung rechtlich geregelt ist
3. Wie bist du hier gelandet?
Ich wollte sozialwissenschaftliche Phänomene schon immer besser verstehen. Die Wissenschaft bietet dafür die optimalen Werkzeuge und Bedingungen. Das gewonnene Verständnis möchte ich in einem zweiten Schritt aber auch nutzen, um politisches, gesellschaftliches und administratives Handeln zu verbessern. Bei der Wissenschaft gibt es meiner Meinung nach nicht nur den Forschungsprozess, sondern auch einen Transfer- und Lehrauftrag.
4. Highlight der letzten Zeit?
Seit ich mit der Promotion angefangen habe, gab es schon einige Höhepunkte. Zwei Erlebnisse waren aber von besonderer Bedeutung für mich: Anfang Dezember habe ich meinen zweiten Master in Politik- und Verwaltungswissenschaft abgeschlossen und viel sehr konstruktive Kritik für mein wissenschaftliches Arbeiten bekommen. Mein zweites Highlight war eine Schreibtagung, bei der ich in entspannter Atmosphäre viele andere Promovierende der Universität Konstanz kennen lernen durfte und meine eigenen Arbeitsweisen sehr verbessert habe.
5. Traumforschungsprojekt?
Das Projekt, in dem ich gerade tätig bin, ist tatsächlich recht nah an meinem Traumprojekt! Allerdings gibt es natürlich immer Dinge, die man noch nicht ausreichend berücksichtigen kann. In meiner Promotion möchte ich zum Beispiel die eigene Perspektive der Personen selbst noch mehr mit einbeziehen, die die Staatsbürgerschaft beantragen. Außerdem wird auch im Bereich Staatsbürgerschaft immer noch sehr viel zu "westlichen" Staaten geforscht. Mein Traumprojekt würde daher die Staatsbürgerschaftsgesetzgebung und deren Umsetzung im Mittleren Osten und Nordafrika berücksichtigen. Vielleicht ließe sich beides auch verbinden, um eine transnationale Perspektive zu gewinnen.
Lisa Mende promoviert am Exzellenzcluster "The Politics of Inequality" an der Universität Konstanz. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Clusterprojekt "Administrative Ungleichheit: Ausländische Staatsbürger in Deutschland". Ihre Forschungsinteressen umfassen Staatsbürgerschaft, (lokale) Integration von Zuwanderern, ethnische und soziale Ungleichheiten und Interaktionen zwischen Behörden und Bürger*innen.