Politik gegenüber indigenen Gruppen und wahrgenommene Ungleichheit
Fabian Bergmann, Doktorand am Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“, hat kürzlich ein Paper im interdisziplinären Journal „Politics, Groups, and Identities“ veröffentlicht. Der Aufsatz entstand im Rahmen seiner Dissertation, die die Konsequenzen staatlicher Politik für die politische und soziale Situation von indigenen Gruppen untersucht. In der nun erschienenen Publikation geht er der Frage nach, wie politische Maßnahmen die Wahrnehmung von sozialer Ungleichheit in Schweden und Norwegen beeinflussen.
In „An efficacious remedy for status inequality? Indigenous policies in Norway and Sweden“, untersucht Bergmann die Selbstwahrnehmung der indigenen Sámi und der ethnischen Mehrheitsbevölkerungen in beiden Ländern. Er unterscheidet dabei zwischen materiellen (vertikalen) Aspekten und sozial-kulturellem (horizontalem) Status. Wie wirken sich politische Maßnahmen auf die Wahrnehmung von sozialer Ungleichheit aus – in einem Kontext, in dem die ökonomische Schere zwischen Arm und Reich relativ klein ist? Norwegen verfolgt eine umfassendere und weitreichendere Politik als Schweden hinsichtlich der Umsetzung der indigenen Rechte der Sámi in den Bereichen Selbstverwaltung, Landrechte sowie Sprachrechte und Bildung. Das, legt Bergmanns Studie nahe, hat Auswirkungen auf das subjektive Statusempfinden der Minderheit: trotz weitgehender materieller Gleichstellung schätzten die befragten schwedischen Sámi ihren sozialen Status geringer gegenüber der Mehrheitsbevölkerung ein als die norwegischen Befragten.
Sein Fazit: Um historisch benachteiligte Minderheiten strukturell zu stärken, braucht es Maßnahmen, die nicht nur die ökonomische, sondern auch die soziale Gleichstellung mitdenken.