Geschlechterungleichheit an Universitäten: Neues Paper erschienen
Thomas Hinz und Susanne Strauss, Principal Investigator des Exzellenzclusters „The Politics of Inequality“, haben zum Thema Geschlechterungleichheit und akademische Leistungen in Deutschland publiziert. Co-Autorin der Studie „Discrimination or a Competitive Climate? Why Women Cannot Translate Their Better High School Grades into University Grades“ ist Diana Roxana Galos von der Universität Kopenhagen.
Während Mädchen in der Schule meist besser abschneiden als Jungen, ändert sich das an der Universität: hier haben männliche Studierende die besseren Noten. Mit den möglichen Gründen für diese Trendumkehr hat sich die empirische Forschung bisher nicht befasst. Um mehr darüber herauszufinden, untersuchten die StudienautorInnen die akademischen Leistungen von Studierenden in verschiedenen Disziplinen. Als mögliche Mechanismen dieser Umkehr analysierten sie die wahrgenommene Diskriminierung von Frauen und den wahrgenommenen Wettbewerb unter Studierenden.
Die Analyse des Studierendensurveys mit Daten aus fast drei Jahrzehnten zeigt, dass die Schulnoten von Mädchen weniger stark mit den Hochschulnoten korrelieren als die von Jungen. Dies gilt insbesondere für die männlich dominierten Ingenieurswissenschaften, vor allem im Vergleich zu den geschlechtergemischten Sozialwissenschaften. Ein hohes Maß an wahrgenommenem Wettbewerb ist dagegen nicht mit einem geschlechtsspezifischen Unterschied verbunden; stattdessen haben Männer und Frauen, die ihr Studienumfeld als wettbewerbsorientiert wahrnehmen, im Durchschnitt schlechtere Noten. Die Studie zeigt auch, dass ein hohes Maß an wahrgenommener Diskriminierung bei jungen Frauen stark mit schlechteren Studienleistungen verbunden ist. Da Frauen eine stärkere Diskriminierung von Frauen an der Universität wahrnehmen, könnte dies die Umkehrung der geschlechtsspezifischen Notenunterschiede nach dem Wechsel von der Schule zur Universität erklären. Auch in diesem Fall ist der Effekt in den männlich dominierten Ingenieurswissenschaften besonders deutlich – Frauen, die sich für diesen Bereich entscheiden, haben im Allgemeinen bessere Schulnoten als ihre männlichen Kollegen. Dies untermauert die Annahme eines „chilly climate“ in solchen Fachgebieten, das es für Frauen schwieriger macht, ihr Potenzial voll auszuschöpfen.
Thomas Hinz und Susanne Strauss sind ProfessorInnen am Fachbereich Soziologie der Universität Konstanz. Diana Roxana Galos ist Juniorprofessorin am Fachbereich Soziologie der Universität Kopenhagen und assoziierte Mitarbeiterin des Center for the Experimental-Philosophical Study of Discrimination an der Universität Aarhus.