Verbesserung der Bildungsgerechtigkeit durch Mentoring von Jugendlichen
Evaluation einer randomisierten Bildungsintervention in Kolumbien
Projektbeschreibung
Ziele und zentrale Forschungsfragen
Wir evaluieren die Effekte eines Mentoring-Programmes für benachteiligte Jugendliche in Bogotá. Konkret betrachten wir mittel- und langfristig die Bereiche schulische Leistung, Wahl eines tertiären Bildungsganges, Entscheidungen beim Eintritt in den Arbeitsmarkt und Teenager-Schwangerschaften. Außerdem interessiert uns die Wertevermittlung zwischen Mentoren und Mentees in Bezug auf zeitliche Präferenzen, Einstellungen zu Ungleichheit und Armut sowie Vertrauen zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen.
Hintergrund
Viele Jugendliche in Bogotá müssen in Bezug auf soziale Mobilität und Bildungsgerechtigkeit massive Hindernisse überwinden. Unter anderem fehlen den Kindern oft Vorbilder, die ihnen Inspiration und Hilfe beim Ausbruch aus der Armut geben könnten. Wir haben das Mentoring-Programm „Más allá de 11“ (über die 11. Klasse hinaus) entwickelt und als Modellversuch umgesetzt: Dabei wird jedem benachteiligten Jugendlichen während des Schuljahres vor dem Leistungstest „Saber 11“ am Ende der 11. Klasse ein Student oder eine Studentin der Universität als Mentor bzw. Mentorin zur Seite gestellt.
Schulische Mentoring-Programme haben in Europa und in den USA vielversprechende Effekte gezeigt, sind jedoch für Entwicklungsländer bislang noch nicht evaluiert worden. Wir möchten diese Lücke schließen und überprüfen, ob sich solche Effekte auch in diesem sehr unterschiedlichen Kontext nachweisen lassen.
Methoden
Es ist geplant, das Programm für mindestens drei Jahre mit möglichst 500 Mentor-Mentee-Paarungen sowie einer Kontrollgruppe von gleicher Größe durchzuführen. Gemessen werden mehrere Grundmerkmale der Schülerinnen und Schüler, bei denen eine hohe Vorhersagekraft zu erwarten ist. Diese werden später als Kovariaten in die Schätzung der Treatment-Effekte einbezogen. Ein Resultat von besonderem Interesse sind die Leistungen der Schülerinnen und Schüler im Saber 11-Test. Für die Analyse der mittel- und langfristigen Effekte der Intervention gleichen wir vorhandene administrative Daten mit unseren eigenen Befunden ab. Lab-in-the-field- und Befragungsexperimente ermöglichen Erkenntnisse über die Vermittlung von Einstellungen, Normen und Präferenzen zwischen Mentoren und Mentees.
Ausblick
Wir werden das Mentoring-Programm für benachteiligte Jugendliche in Bogotá auch im Jahr 2024 weiterführen. Was die Datenerhebung betrifft, so werden wir im späten Frühjahr die Enddaten für die dritte Kohorte erheben. Sobald die Hauptdatenerhebung abgeschlossen ist, werden wir die empirische Bewertung des Programms durchführen und die erste wissenschaftliche Publikation erstellen. Außerdem führen wir eine zusätzliche Nachbefragung der zweiten Kohorte durch und prüfen die Möglichkeit, unsere Projektdaten mit administrativen Daten aus Sozialversicherungsunterlagen zu verknüpfen. In einem abschließenden Projekworkshop wollen wir unsere Ergebnisse der wissenschaftlichen Community vorstellen.
Beteiligte Fachrichtungen
Wirtschaftswissenschaften, Soziologie, Erziehungswissenschaften
Aktiv seit
Oktober 2019
Project Partners - Internal
surveyLab at the University of Konstanz
The surveyLAB specializes on planning and implementing web-based and telephone-based survey studies. It was founded in 2011 as an infrastructure platform and can be used by social scientists from the university and outside. The surveyLAB particularly focuses on survey experiments (such as factorial surveys). Find more information about the surveyLab here.
Prof. Dr. Stephan Schumann (Cluster PI)
Prof. Dr. Stephan Schumann is a Professor at the Department of Economics at the University of Konstanz. Other Cluster projects he's working on are 'Students' Perceptions of Inequality and Fairness and their Impact on Educational and Political Participation' and 'Integration at Work'. Find more information about Stephan Schumann here.
Project Partners - External
Diego Amador (Texas Policy Lab, Rice University)
Diego Amador is a Research Scientist at the Texas Policy Lab at Rice University. Until 2018, he worked as an Assistant Professor at the Department of Economics of Universidad de los Andes. He is interested both in academic research and in research that directly addresses the needs of government agencies, primarily by evaluating the effects of their social programs. In both of these dimensions, his main interests lie in the intersections between the broadly defined areas listed above. Find more information about Diego Amador here.
Diego Aycinena (Univeridad del Rosario)
Diego Aycinena is a Associate Professor at the Faculty of Economics at Universidad del Rosario in Bogotá. He worked at the Faculty of Economic Science at Universidad Francisco Marroquín, and received his doctorate in Economics at the George Mason University. Find more information about Diego Aycinena here.
Anna Hochleitner (University of Nottingham)
Anna Hochleitner is a PhD student at the School of Economics at University of Nottingham. Her research interests are behavioural and experimental economics, including both lab and field environments. In particular she is interested in the emergence and consolidation of status differences and their impact on preferences and individual decision making, as well as the evolution of discriminatory norms. Find more information about Anna Hochleitner here.
Andrés Moya (Universidad de los Andes)
Andrés Moya is a Associate Professor at the Faculty of Economics at the Universidad de los Andes. He holds a PhD in Agricultural Economics and Natural Resources from the University of California. Find more information about Andrés Moya here.
Literatur
Publikationen
Fehrler, Sebastian, Urs Fischbacher, Anna Hochleitner und Guido Schwerdt (2022). Mentoren als Wegweißer: Ein Bildungsexperiment in Kolumbien. In_equality magazin: Forschungsmagazin des Exzellenzclusters “The Politics of Inequality". Universität Konstanz.