Homeoffice nach Corona: Aufgaben für die Politik

Forschende am Exzellenzcluster "The Politics of Inequality"stellen fest, dass die Homeoffice-Euphorie im zweiten Coronajahr ungebrochen ist und viele Beschäftigte sich eine aktivere Steuerung durch die Politik wünschen.

Im Rahmen der Konstanzer Homeoffice-Studie untersucht Organisationsforscher Prof. Dr. Florian Kunze mit seinem Team am Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“ der Universität Konstanz seit März 2020, wie sich die Corona-Pandemie auf Arbeitsformen auswirkt. Die empirische Langzeitstudie greift auf eine für die deutsche Erwerbsbevölkerung repräsentative Stichprobe von anfangs 699 Beschäftigten zurück und hat sie inzwischen 13mal befragt. An der jüngsten Erhebung Ende Juni 2021 nahmen 346 Befragte teil. Die zentralen Ergebnisse der aktuellen Befragung finden Sie untenstehend sowie in der grafischen Übersicht auf einem Factsheet, das hier zum Download verfügbar ist.

1. Keine Spur von Homeoffice-Müdigkeit

Der Wunsch nach Homeoffice hat seit Beginn der Studie leicht zugenommen. Durchschnittlich wünschen sich die Beschäftigten, 3,28 Tage pro Woche von zuhause aus arbeiten zu dürfen. Im Oktober 2020 waren es noch durchschnittlich 2,79 Tage pro Woche. Die Befragten möchten überwiegend hybrid arbeiten, also Homeoffice- und Bürozeiten kombinieren. Das wünschen sich rund zwei Drittel der Befragten, während 21 Prozent nur im Homeoffice und 12 Prozent nur in Präsenz arbeiten möchten.

2. Firmen mit Nachholbedarf

Nur die Hälfte der Befragten bestätigt, dass es in ihrem Unternehmen eine Dienstvereinbarung zum mobilen Arbeiten gibt; gar nur jede*r Fünfte hat bereits eine Schulung zum mobilen Arbeiten erhalten. Dabei profitieren Arbeitgeber*innen durchaus vom Homeoffice-Trend: 29 Prozent der Befragten gaben an, dass der Abbau von Büroflächen geplant wird, bei 17 Prozent ist das sogar bereits geschehen.

3. Wunsch nach Unterstützung durch die Politik wird stärker

Ein gesetzlich verbrieftes Recht auf Homeoffice wird für Beschäftigte attraktiver. Der Anteil derer, die sich dafür aussprechen, stieg zwischen Oktober 2020 und Juni 2021 von 43 auf 54 Prozent – ein klarer Auftrag an die zukünftige Bundesregierung, von der sich mehr als 62 Prozent der Befragten wünschen, dass sie Homeoffice und mobiles Arbeiten stärker gesetzlich reguliert.

Ein knappes Drittel der Befragten traut allerdings keiner der im Bundestag vertretenen Parteien zu, sich aktiv dafür einzusetzen. Immerhin 20 Prozent der Beschäftigten glauben daran, dass die SPD dazu in der Lage sei, gefolgt von der CDU/CSU (17 Prozent) sowie den Grünen (16 Prozent). Der FDP (6 Prozent), der Linkspartei (5 Prozent) sowie der AfD (4 Prozent) wird diese Rolle am wenigsten zugetraut.

Faktenübersicht:

  • Prof. Dr. Florian Kunze ist Professor für Organisational Studies am Fachbereich Politik- und Verwaltungswissenschaft sowie Principal Investigator am Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“ der Universität Konstanz. Er forscht zu Digitalisierung und neuen Formen der Arbeit, zum demographischen Wandel in öffentlichen und privaten Organisationen und effektivem Führungsverhalten.
  • Kilian Hampel ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Arbeitsgruppe für Organisational Studies von Florian Kunze. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die digitale Transformation der Arbeitswelt, Management des demographischen Wandels, Alter(n) am Arbeitsplatz sowie die Einführung von neuen Arbeitsformen.
  • Sophia Zimmermann ist Doktorandin an der Professur für Organisational Studies. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Entwicklung von Mitarbeiterkompetenzen für den digitalen Wandel und der effektiven Gestaltung von Telearbeit.
  • Die Online-Befragung wurde über das Online-Umfrageinstitut Respondi durchgeführt und umfasste in den ersten Befragungswellen 699 Befragte, die die Erwerbsbevölkerung repräsentativ nach Alter und Geschlecht abbilden. An der jüngsten Befragungswelle (18.-24.06.2021) nahmen 346 Personen teil.
  • Die Umfrage ging aus dem Projekt „Digitalisierung, Automatisierung und die Zukunft der Arbeit in postindustriellen Wohlfahrtsstaaten“ am Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“ der Universität Konstanz hervor.